Slogan Frischer Wind durch Bildung aus einer Hand
Aktuelles aus dem BBZDetails

Zeitzeugenvortrag von Ivar Buterfas-Frankenthal

 

Bei uns am BBZ Heide war am 16.02.2024 der Holocaust-Zeitzeuge Ivar Buterfas-Frankenthal zu Besuch, dessen Lebensaufgabe es geworden ist, über die Schrecken der NS-Zeit aufzuklären. Im Atrium sitzen etwa 500 Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte, die aufmerksam den Worten des Holocaust-Überlebenden folgen.

Ivar Buterfas-Frankenthal ist schon mehr als 30 Jahre lang in ganz Deutschland unterwegs, um über seine Erlebnisse während der NS-Diktatur zu berichten. Mittlerweile ist er der unermüdliche Mahner gegen Rechtsextremismus. Wer Ivar Buterfas-Frankenthal gegenübersitzt, wird nicht das Gefühl haben, sich mit einem 91-jährigen Mann zu unterhalten. Seine Stimme ist voller Energie. Sie lässt erkennen, dass Leidenschaft nicht vergänglich ist. „Wenn ich könnte, würde ich das Zehnfache machen. Glauben Sie es mir. Und ich habe auch keine Angst vor den Neonazis. Ich lebe zwar in einer Festung, aber trotz alledem habe ich keine Angst.“ Ivar Buterfas-Frankenthal ist in drei Jahrzehnten Aufklärungsarbeit immer wieder bedroht worden. Sein Haus bei Hamburg ist mit Kameras, Scheinwerfern und Panzerglas gesichert. Seine Vorträge finden inzwischen größtenteils unter Polizeischutz statt. Doch aufgehalten hat ihn das nie. Er hat vor hunderttausenden Menschen gesprochen, oft vor Schulklassen oder Polizeianwärtern, immer mit dem Ziel, dass die Deutschen aus dem Terror der Nazis lernen.

Als Halbjude hat er den Horror auf Erden erlebt. Er erzählt von den Demütigungen, die er als Sechsjähriger an seiner Schule erfahren musste. Seine Mitschüler haben ihn bespuckt, vom Schulhof gejagt und dann verfolgt und gequält. „Sie hielten mich fest. Sie rissen mir die kurze Hose runter. Einer brannte mir mit einer Zigarette ein Loch in den Oberschenkel. Ich schrie wie am Spieß. Und dann sagten sie, jetzt werden wir die kleine Judensau mal rösten. Mal sehen, wie lange die Judensau braucht, bis sie gar ist.“ Diese Schilderungen treiben so manchem Zuhörenden die Tränen in die Augen. Das noch mal so zu hören, aus eigener Erfahrung von jemandem, der es erlebt hat, ist noch mal ein ganz anderes Gefühl, als wenn man es im Unterricht behandelt. Nach seiner Ausschulung nahmen sie ihm auch seine Staatsbürgerschaft und gaben ihm einen Fremdenpass. Seinen Pass bekam er erst 1964 wieder. 1938 waren er und seine Familie zunächst in ein sogenanntes Judenhaus gekommen. Die Jahre danach verbrachten sie auf der Flucht und in Verstecken, in ständiger Angst, gefunden zu werden. Immer wieder betont der Autor, wie wichtig seine Frau in seinem Leben ist. Sie hat ihn z.B. von seinen Selbstmordgedanken abgehalten.

Was ihm Mut macht, ist die Reaktion vieler Deutscher, die in den letzten Wochen auf die Straße gegangen sind. Die Bilder von den Demonstrationen in Hamburg oder München, die hat er noch klar vor Augen, erzählt Ivar Buterfas-Frankenthal. Die Welle der Solidarität habe ihn überrascht. Deutschland steht auf. „Die lassen sich nichts mehr gefallen. Das ist meine ganz große Hoffnung. Meine ganz große Hoffnung, dass sie jetzt begriffen haben, wie gefährlich die sind.“ Ivar Buterfas-Frankenthal selbst hat immer versucht, Menschen zusammenzuführen. „Wir lassen uns die Demokratie nicht kaputt machen, von niemandem und wer damit gemeint ist, das wissen Sie selber.“ Seine Meinung macht er sehr deutlich, er hat an das Publikum appelliert, das Kreuz bei der nächsten Wahl an der richtigen Stelle zu setzen.

Für seine Arbeit wurde er vielfach ausgezeichnet. In einem kleinen Schrank im ersten Stock seines Hauses finden sich das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, der Weltfriedenpreis, die Europäische Menschenrechtsmedaille. „Viel ist da nicht mehr offen. Ich bin 91 und da darf man nicht traumtänzerisch sein. Da kann man schon mal abschätzen, dass es irgendwann zu Ende ist.

Nach dem Vortrag lassen sich Dagmar und Ivar Buterfas-Frankenthal geduldig von den Gästen fotografieren und signieren ihr Buch. Es gibt viele liebe Worte für die beiden. Ich bin sehr dankbar, dass ich den Vortrag hören durfte. Der Vortrag war sehr herzergreifend. Vielen herzlichen Dank. Ivar Buterfas-Frankenthal kann beruhigter schlafen. Die Schülerinnen und Schüler am BBZ in Heide werden diesen Tag nie vergessen.

Marius Engel

Webdesign EDV MAHO