In den vergangenen Jahren haben die Lehrkräfte Rebekka Beglau und Karsten Langfeldt mit den Tischlerlehrlingen des zweiten Lehrjahres im Lernfeld 6 einen Nachtschrank als Systemmöbel entworfen, mit einem CAD - Programm gezeichnet, in WoodWop programmiert und am Holzbearbeitungszentrum des BBZ gefertigt.  

Aufgrund der Corona Pandemie im vergangenen Ausbildungsjahr 2020-2021 mit digitalem Unterricht konnte die jetzige Tischlermittelstufe zu der Zeit nicht in den Genuss von Stunden im Bereich der praktischen Fachkunde in der Holzwerkstatt kommen. Der Kundenauftrag aus LF4 - ein Schlüsselschrank – wurde daher eigenständig von den Auszubildenden im Ausbildungsbetrieb durchgeführt. Trotz schöner Ergebnisse berichteten uns die angehenden Facharbeiter, dass sie beim Fertigen des kleinen Möbels gern Unterstützung der Lehrkräfte gehabt bzw. gebraucht hätten.

Somit kam uns Lehrkräften die Idee, die zu Verfügung stehenden PFK-Stunden im Schuljahr 2021-2022 mit Hilfe des neu eingestellten Fachlehrers Matthias Haupt bestmöglich auszunutzen und erweiterten das anstehende altbewährte „Projekt Nachtschrank“ zu einem lernfeldübergreifenden Projekt. Um die Kasteneckverbindungen, einfache und halbverdeckte Zinkung, pädagogisch aufzubereiten, planten wir als ersten Schritt einen Schubkasten (Lerngegenstand aus Lernfeld 5) in das Systemmöbel einzubauen. Dieser Schubkasten wurde dann eigenständig von den angehenden Facharbeitern in die Konstruktion des Nachtschrankes integriert. Nach Festlegung der Schubkastenführung wurden die Außenmaße des Schubkastens bestimmt und eine Materialliste erstellt. Der Bau des Schubkastens im fachpraktischen Unterricht konnte nach Vorbereitung durch den Fachlehrer beginnen und wurde bis zu den Herbstferien fertiggestellt.

Weiterhin trugen die Auszubildenden den Wunsch an uns Lehrkräfte heran, dass sie auch das Furnieren mit unterschiedlichen Techniken praktisch umsetzen möchten. Im Zuge dessen kam die Idee auf, die Front des Nachtschrankes mit einer furnierten Oberfläche bzw. einer Intarsienarbeit zu versehen. Somit wurden Lerninhalte aus dem Lernfeld 2 in das Projekt aufgenommen. Die theoretischen Inhalte dazu wurden im Unterricht bereits im ersten Ausbildungsjahr vermittelt bzw. erlernt. Die Fronten sollten im Anschluss mit Hilfe der CNC-Maschine die Topfbandbohrungen erhalten. Diese Programmierung ist wiederum Lerninhalt aus dem Lernfeld 6.

Anfang November 2021 starteten wir damit, die bisherigen handgeführten Skizzen im Computerraum in AutoCAD-Zeichnungen umzusetzen. Darauf folgte die Programmierung in WoodWop, um die einzelnen Möbelteile des Nachtschrankes an unserer CNC-Maschine fertigen zu können und das Programm der Holzbearbeitung kennenzulernen. Dabei gilt ein großer Dank unserer EDV-Abteilung, die die benötigte Software auf den neusten Stand gebracht und somit ein reibungsloses Arbeiten ermöglicht hat. Im Laufe dieses Projektes durften wir Lehrkräfte zusätzlich an einer WoodWop-Fortbildung bei der Firma Papenbrook teilnehmen. 

Die Materialbeschaffung für den Nachtschrank erfolgte über den dualen Ausbildungspartner, die Tischlereibetriebe. Den Auszubildenden stand die Wahl des Plattenwerkstoffes frei, einzig eine Plattenstärke von 19 mm wurde vorgegeben. Weil wir Lehrkräfte in dieser Klasse im Teamteaching unterrichten dürfen, konnten wir zeitgleich mit den Auszubildenden an der CNC-Maschine im schuleigenen CNC-Bearbeitungszentrum arbeiten und die furnierten Fronten in der Holzwerkstatt herstellen. Dadurch wurden alle Auszubildenden durch je eine Lehrkraft betreut und unterstützt. Bei Herstellung der Fronten war es der Tischler-Mittelstufe komplett freigestellt, wie diese aussehen sollten. So konnten die angehenden Tischler, trotz der zu begrenzenden zur Verfügung stehenden Zeit, sehr kreativ arbeiten, was die Arbeitsmotivation steigerte.  Die somit entstandenen, tolle Ergebnisse verdeutlichten, wie nachhaltig man mit dem 0,6 mm starken Furnier arbeiten kann. 

Nach Fertigstellung der Einzelteile des Nachtschrankes Anfang Januar nahmen die angehenden Facharbeiter die Nachtschränke mit in den Betrieb, um die Oberflächenbehandlung dort eigenständig durchzuführen. Im Anschluss wurde im Unterricht gemeinsam eine Eigen- und Fremdbewertung anhand eines schülerseitens erstellten Kriterienkataloges durchgeführt und abschließend mit jedem Auszubildenen ein Einzelgespräch zum hergestellten Nachschrank durchgeführt. Bei diesen gaben wir Lehrkräfte Verbesserungsvorschläge mit Blick auf die Gesellenprüfung und das zu fertigende Gesellenstück mit auf den Weg. Das Projekt wurde zum Ende des Halbjahres 2021/2022 erfolgreich abgeschlossen.

Schülerergebnisse der ATi01

Matthias Haupt, Rebekka Beglau & Karsten Langfeldt