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„The Future is now“ Schulentwicklungstag am BBZ

31.10.23 - Das Foyer des Hauptgebäudes ist am Vormittag des Brückenstages gut gefüllt mit Lehrkräften des BBZ. In den Händen halten Sie bunte Pappstreifen mit Aufschriften wie „freilaufende Schülerhaltung“, „mehr SOL für mehr selbstbestimmtes Lernen“ oder „Wissen ist keine Kompetenz“. Um zu verstehen, wie es dazu gekommen ist, ist ein kurzer Rückblick auf den Anlass des SET sowie den vorausgehenden Vortrag des Referenten Herrn Prof. Dr. Burow nötig.

Dr. Olaf-Axel Burow, Professor i.R. für Allgemeine Pädagogik, war an diesem Tag als Referent eingeladen worden, der ganz im Zeichen der Experimentierklausel stand. Mithilfe dieser sollen Schulen in Schleswig-Holstein im Schuljahr 2023/24 die Möglichkeit bekommen, Gestaltungsräume zu vergrößern, um so neue Wege in der Gestaltung von Schule und Unterricht gehen. Somit soll der Herausforderung Rechnung getragen werden, Kompetenzen so fördern, dass alle Schülerinnen und Schüler einen erfolgreichen Abschluss bzw. Übergang erlangen und für aktuelle und künftige Herausforderungen einer sich wandelnden Welt vorbereitet werden. Diesen Grundgedanken griff Schulleiterin Monika Raguse in ihrer Begrüßung zu Beginn des Tages auf und unterstrich die Notwendigkeit, dass Schule sich fortlaufend weiterentwickelt, im Lernen mit- und voneinander: „Wie sich Gesellschaft verändert, so müssen wir uns verändern“, so ihre zentrale Botschaft an das Kollegium.

Die Notwendigkeit von Schulentwicklung griff auch Prof. Dr. Burow zu Beginn seines Vortrages auf. Das heutigen Zeitalter, das besonders durch die Digitalisierung, aber auch durch Krisen maßgeblich geprägt werde, zeichne sich zunehmend durch Schnelllebigkeit, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit aus. In diesem Kontext könne die Krise aber auch als Chance betrachtet werden und Kräfte zur Veränderung freisetzen, wie etwa die Fortschritte im Rahmen der Digitalisierung während und nach der Corona-Pandemie. Im „Zeitalter der großen Beschleunigung“ sei es notwendig, dass sich Schulen die Frage stellen würden, wie sie resilienter werden und zukünftige Generationen auf die kommenden Herausforderungen vorbereiten könnten. Ein gezieltes Auseinandersetzen mit der Frage: „Was könnte in 10 Jahren sein?“, sei dabei hilfreich, denn Szenarien zu entwickeln und Wahrscheinlichkeiten zu betrachten mache Menschen nachweislich gesünder, optimistischer, kreativer, und erfolgreicher darin, eigene Ziele zu erreichen.

Ein weiterer Schwerpunkt des Vortrages ging der Frage nach, welche Kompetenzen Lernende für das 21. Jahrhundert dringend brauchen würden. Um diese Kompetenzen zu fördern, sei insbesondere das selbstorganisierte Lernen zielführend, das Lernenden mehr Entscheidungs- und Mitbestimmungsräume eröffnen kann.  Demokratische Bildung ziele auf die Befähigung zu nachhaltiger Zukunftsgestaltung. Sich eigenständig relevante Informationen aus angemessenen Quellen beschaffen zu können, um Herausforderungen zu lösen, könne als Kernaufgabe betrachtet werden. Im Zeitalter der Digitalisierung seien Lernende heute „im Klassenraum mitten in der Welt“, aber dazu müssten sie eben auch lernen, „wie man mit dem System umgeht.“ Als Beispiele für neue, digitale Möglichkeiten des Lernens nannte Prof. Dr. Burow unter anderem interaktive Erklärvideos, die anstelle von Lehrkraft-gesteuerter Binnendifferenzierung einen „Repeat Button“ hätten und so ganz neue Möglichkeiten des selbstorganisierten Lernens ermöglichen würden. Die sich logischerweise aufdrängende Schlüsselfrage, worin dann das Alleinstellungsmerkmal von Lehrkräften besteht, ließ sich aus der Sicht des Referenten leicht beantworten: Beratung der Lernenden sei das, worauf es ankommt. Ein an den individuellen Stärken orientiertes Feedback zu geben, um Lernen effizient zu gestalten, Stärken überhaupt erst erkennen zu können und entsprechend durch konstruktives Feedback Weiterentwicklung und Selbstwirksamkeitsförderung anzubahnen, das sei Aufgabe der Lehrkraft.

Im Anschluss an den inspirierenden und informativ reichhaltigen Vortrag bekam das Kollegium die Aufgabe, dass jede Lehrkraft für sich individuell die zentrale Kernbotschaft des Vortrags auf einem Pappstreifen festhält. Erkennbar war, dass diese vielfältig ausfielen, sehr häufig jedoch die Themenbereiche des selbstorganisierten Lernens, stärkenorientierten Feedbacks sowie die Bedeutung einer guten Beziehung zwischen Lehrkraft und Lernenden notiert wurden. Auch die nun allen Anwesenden bekannte Begrifflichkeit der „freilaufenden Schülerhaltung“, eine mit Augenzwinkern zu verstehende Bezeichnung für die Freiräume im Kontext des selbstorgansierten Lernens, wurde des Öfteren festgehalten.

Bei der sich anschließenden Aufgabe, sich untereinander auszutauschen, Gleichgesinnte zu finden und zentrale Erkenntnisse in Form eines kreativen Produktes zu präsentieren, bekräftigte sich der Eindruck, dass der Vortrag und dessen Kernbotschaften auf fruchtbaren Boden fielen. Auch bei der sich anschließenden Arbeit innerhalb der Pädagogischen Zentren, bei der die Erarbeitung neuer Schulentwicklungsprojekte mit der Perspektive auf die kommenden 10 Jahre im Fokus stand, erwiesen sich die am Vormittag gelieferten Impulse als förderlich und inspirierend. Die abschließende Präsentation der Projektideen weckte Freude und Erwartungen auf die weitere Umsetzung. Die Zukunft beginnt im Hier und Jetzt, dabei kommt es auf jeden und jede an. Mit dieser zentralen Erkenntnis endete der offizielle Teil des SET, sicher aber nicht die Arbeit mit den gesetzten, zukunftsorientierten Impulsen.

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